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"Das Floß der Medusa" ist die erste Großpremiere der Komischen Oper außerhalb des Hauptgebäudes: Hier ist unser Bericht aus dem Hangar 1 auf dem Ex-Flughafen Tempelhofer Feld... 

"Das Floß der Medusa" ist die erste Großpremiere der Komischen Oper außerhalb des Hauptgebäudes: Hier ist unser Bericht aus dem Hangar 1 auf dem Ex-Flughafen Tempelhofer Feld... 

Der Besuch der Aufführung von "Das Floß der Medusa" von Hans Werner Henze im ungewöhnlichen Spielort "Hangar 1" am Tempelhofer Feld ist zweifellos ein eindrückliches Erlebnis. Dieser historische Hangar, Teil des einst längsten Gebäudes der Welt, hat eine bewegte Vergangenheit, von der Registrierung von Flüchtlingen bis hin zur Inszenierung dieses Oratoriums.

Die Bühne im Hangar ist beeindruckend und besteht aus einem großen Wasserbecken, das für die Inszenierung von "Das Floß der Medusa" genutzt wird. Bis zu 2000 Zuschauer haben die Möglichkeit, die rund 90-minütige Aufführung zu erleben. Die immense Höhe der Halle, die Geschichte des Ortes und seine früheren Funktionen verleihen der Nutzung als Ersatzspielstätte der in Renovierung befindlichen Komischen Oper Berlin eine besondere Bedeutung.

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin  3012 Dscf1344; Khp Fdm 1

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin 3012 Dscf1344; Khp Fdm 1

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin 3087 Dscf3285

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin 3087 Dscf3285

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin ; 3088 Dscf2949

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin ; 3088 Dscf2949

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin, 3089  Dsf4012

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin, 3089 Dsf4012

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin ; 3090  Dsf3942

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin ; 3090 Dsf3942

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin; 3091  Dsf3382

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin; 3091 Dsf3382

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin, 3092  Dsf3198

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin, 3092 Dsf3198

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin, 3093  Dsf2890

Foto © Jaro Suffner via Komische Oper Berlin, 3093 Dsf2890

"Das Floß der Medusa" ist ein Oratorium, das für drei Solistinnen und Solisten, gemischten Chor, Knabenchor und Orchester komponiert wurde. Die Wahl dieses Stücks für den Hangar 1 mit seiner historischen Bedeutung erwies sich als wahrer Glücksgriff.

Das Oratorium basiert auf einem historischen Ereignis, der Havarie der französischen Fregatte "Méduse" vor der Küste von Senegal im Jahr 1816. Die Offiziere und Generäle konnten sich auf Booten retten, während die anderen Passagiere auf einem hölzernen Floß ihrem Schicksal überlassen wurden, und die Mehrheit von ihnen fand den Tod. Die Expedition der "Méduse" sollte kolonialisiertes Westafrika den Engländern entreißen und französisch machen.

Meine persönliche Verbindung zum Element Wasser aufgrund meiner Ausbildung als Hydrologe und Meteorologe verleiht der Geschichte des Untergangs der "Méduse" aus meiner Sicht eine besondere Tiefe. Meine eigenen Erfahrungen auf den Ozeanen der Welt, wo ich Sturm, meterhohe Wellen und starken Seegang bereits häufig erlebt habe, lassen mir die tragische Geschichte sehr ergreifend erscheinen, und die stimmungsvolle Musik des Oratoriums vermittelt die Tiefe dieser Geschichte auf besondere Weise.

Die einzige Regieanweisung des Stücks von Hans-Werner Henze sieht einen Wechsel der Lebenden von einer Bühnenseite auf die andere vor, auf die Seite der Toten. Dieser Wechsel wird von den Darstellern, Teilen des Chores und einem Teil des Kinderchores umgesetzt. Sie verkörpern den allgegenwärtigen Tod auf der "Méduse" und kommen dem Publikum nahe, wenn sie über die Abgänge auf den Zuschauertribünen ins Jenseits wechseln. Dieses Element der Inszenierung ist äußerst beeindruckend.

Der Dirigent des Abends betont im Programmheft die wunderschönen musikalischen Linien, die Henze für die Toten komponiert hat. Die Musik verändert sich im Moment des Sterbens und verschmilzt barocke Rhythmik und Harmonik des 20. Jahrhunderts zu einer kraftvollen Mischung mit romantischen Anklängen. Trotz der eindrucksvollen visuellen Inszenierung des Abends wird die Botschaft des Stücks nicht übersehen – die Gefahren des Meeres und die Konsequenzen von Fehlentscheidungen. "Das Floß der Medusa" zeigt ein Stück europäischer Geschichte, in dem Europäer versuchen, auf dem afrikanischen Kontinent etwas zu bewegen. Und der akturelle Bezug zur heutigen Migrationskrise, in der Menschen aus Afrika nach Europa streben, um ein besseres Leben zu finden, ist unübersehbar.

Insgesamt ist "Das Floß der Medusa" nicht nur ein musikalisches Erlebnis, sondern auch eine tiefgehende kulturelle Erfahrung, die die Geschichte und unsere aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen miteinander verknüpft. Die Wahl des Spielorts verstärkt diesen Eindruck und macht diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Das Floß der Médusa

Oratorium in zwei Teilen von Hans Werner Henze

Libretto von Ernst Schnabel
Ursendung am 9. Dezember 1968 im NDR Hamburg
Konzertante Aufführung am 29. Januar 1971 in Wien
Szenische Aufführung am 15. April 1972 in Nürnberg

Das Team der "Floß"-Inszenierung in der Ausweichspielstätte Tempelhofer Feld (Eine Produktion der Komischen Oper Berlin)

  • Musikalische Leitung: Titus Engel
  • Inszenierung: Tobias Kratzer
  • Bühnenbild und Kostüme: Rainer Sellmaier
  • Choreographie: Marguerite Donlon
  • Chöre: David Cavelius
  • Staats- und Domchor Berlin: Kai Uwe Jirks
  • Licht: Olaf Freese
  • Tondesign: Holger Schwark

 Diese Künstler waren in der besuchten Aufführung am 28. September 2023 zu hören und zu sehen

  • La Mort: Gloria Rehm
  • Jean-Charles: Florian Just (Gesang), Martha Jurowski (Spiel); auf den Fotos ist der Bariton Günter Papendell zu sehen
  • Charon: Idunna Münch

 

Chorsolisten der Komischen Oper Berlin, Bewegungschor und die Kinderkomparserie der Komischen Oper Berlin, Vocalconsort Berlin und Staats- und Domchor Berlin.  
Es spielt das Orchester der Komischen Oper Berlin.

Auf Deutsch. 
Dauer: ca. 1,5 Stunden, ohne Pause.  

Den aktuellen Spielplan entnehmen Sie bitte (LINK) der Website der Komischen Oper (öffnet in neuem Fenster). 

Wir danken der Pressestelle der Komischen Oper Berlin für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Berichtes. 


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