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Die Uraufführung von L'Invisible, dem fünften Bühnenwerk von Aribert Reimann in der Deutschen Oper war ein großer Erfolg. Hier sind die Fotos der Inszenierung...

Die Uraufführung von L'Invisible, dem fünften Bühnenwerk von Aribert Reimann in der Deutschen Oper war ein großer Erfolg. Hier sind die Fotos der Inszenierung...

Aribert Reimann, Berliner Komponist von Weltruhm, hat sich erneut zu seiner Heimatbühne, der Deutschen Oper Berlin bekannt. Die Uraufführung seiner neunten Oper unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles in der Regie des russischen Regisseurs Vasily Barkhatov war vor ausverkauftem Haus ein sehr großer Erfolg. Vier weitere Vorstellungen sind im Oktober 2017 vorgesehen.

Die Oper beruht auf Texten des belgischen Symbolisten Maurice Maeterlinck und wird auf Französisch gespielt. Aus dessen zwischen 1889 und 1899 entstandenen frühen Dramen hat Aribert Reimann drei Texte ausgewählt und für seine „Trilogie lyrique“ als Libretto bearbeitet. Reimann erläuterte, dass er die Texte von Maeterlinck bereits Mitte der Achtziger Jahre in der Berliner Schaubühne gehört hatte. So war es ihm ein Lebensziel, diese Texte „irgendwann“ einmal in Musik zu fassen. Erst jetzt, als „sogenannter Achtzigjähriger“, wie Runnicles den Komponisten auf der Premierenfeier liebevoll nannte, konnte Reimann die interessanten Texte von Maeterlinck als Oper zur Aufführung bringen.

L'Invisible: Stephen Bronk, Thomas Blondelle; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
L'Invisible: Rachel Harnisch, Annika Schlicht, Thomas Blondelle; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
L'Invisible: Thomas Blondelle, Rachel Harnisch, Seth Carico; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
L'Invisible: Thomas Blondelle, Ronnita Miller, Seth Carico; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
L'Invisible: Stephen Bronk; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
L'Invisible: Stephen Bronk, Rachel Harnisch; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
L'Invisible: Annika Schlicht; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
L'Invisible: Ensemble, Finalszene; Foto © Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin

Die Oper besteht aus drei Teilen, wobei die Aufführungsdauer kompakte neunzig Minuten ohne Pause beträgt. Im ersten Teil „L’Intruse“ (Der Eindringling) liegt eine Frau nach der Geburt ihres Sohnes im Kindbett. Sie ringt mit dem Tod. Aus ihrer versammelten Familie spürt nur der blinde Großvater die Anwesenheit eines unsichtbaren Besuchers. Es ist der Tod, der die Frau in jenem Moment holt, in dem ihr Kind seinen ersten Schrei ausstößt.

In „Intérier“ beobachten zwei Männer vom Garten aus eine Familie. Sie trauen sich nicht, dieser die Nachricht zu überbringen, dass sich eine ihrer Töchter im Fluss das Leben genommen hat. Der dritte Teil heißt „La mort de Tintagiles“ (Der Tod des Tintagiles). Es geht um den Jungen Tintagiles, der in eine geheimnisvolle Burg gebracht wird, wo ihn seine großen Schwestern letztlich vergeblich vor der bösen Großmutter beschützen wollen, die den Tod des Jungen plant.

Die in den drei Teilen in verschiedenen Rollen wiederkehrenden Sänger ermöglichen die assoziative Verklammerung von Beginn bis zum Schluss. Rachel Harnisch als Ursula, Marie und Ygraine fällt mit ihrem beweglichen, aussdrucksstarken Sopran besonders auf. Der Bassist Stephen Bronk (als Großvater, Der Alte und Aglovale) gestaltet drei geradlinige Partien und weiß Unheimliches und Lyrisches gekonnt zu gestalten. Der Tenor Thomas Blondelle setzt als Onkel und Fremder aussdrucksstarke Akzente. Die Mezzosopranistin Annika Schlicht als Marthe und Bellangère ist ein warmklingender Gegensatz zu vielen Dissonanzen. Ein „Weltklasse-Trio der Countertenöre“ (O-Ton Intendant Dietmar Schwarz) aus Tim Severloh, Matthew Shaw und Martin Wölfel ergänzt das interessante Ensemble.

Vasily Barkhatov findet starke Bilder für die drei Teile, die schließlich eine Abfolge aus Realität, Traum und Alptraum bilden. Er siedelt die drei Stücke Ende des 19. Jahrhunderts, in den Fünfziger Jahren sowie in der Jetztzeit an. Die zentrale Idee der  Inszenierung sind Hauswände, die sich im Raum bewegen können und Möbel, die sich auf geheimnisvolle Weise verrücken lassen. Mehr soll gar nicht „verraten“ werden, aber die Oper ist ein echter Krimi. Es gilt, genauestens hinzusehen, denn immer wieder werden „Tricks“ gezeigt, die die Handlung unterstreichen.

Die expressive Musik von Aribert Reimann kommt zunächst mit groß besetzten Streichern aus. Im Grunde sind die Orchesterstimmen solistisch geführt und bilden im ersten Teil große, clusterartige, vielschichtige Klänge. Unter der einfühlsamen Leitung des Reimann-Kenners Runnicles ertönt erst mit dem Geschrei des Neugeborenen im Orchester auch ein Bläsersatz. Dabei ist dieser expressive Moment von der Piccolo-Flöte ganz oben bis zur Bassflöte ganz unten vielseitig besetzt. Im zweiten Teil ist dann genau diese Holzbläser-Besetzung häufig zu hören, bevor im dritten Teil meist das gesamte Orchester erklingt.

Das interessante Stück und die moderne Regie wurde schließlich vom Premierenpublikum sehr gut aufgenommen. Opernfan.de meint: Die moderne Musik von Aribert Reimann und die einfallsreiche, aussdrucksstarke Regie von Vasily Barkhatov machen die Aufführung von „L’Invisible“ zu einem sehenswerten Opernabend.

Aribert Reimann: L‘Invisible

Trilogie lyrique nach Maurice Maeterlinck

Premiere am 8. Oktober 2017.
Deutsche Oper Berlin
Berlin, Deutschland

Musikalische Leitung: Donald Runnicles

  • Regie: Vasily Barkhatov  
  • Bühne: Zinovy Margolin
  • Kostüme: Olga Shaishmelashvili
  • Ursula / Marie / Ygraine: Rachel Harnisch
  • Marthe / Bellangère: Annika Schlicht
  • Dienerin: Ronnita Miller
  • Der Vater: Seth Carico
  • Großvater / Der Alte / Aglovale: Stephen Bronk
  • Der Onkel / Der Fremde: Thomas Blondelle
  • Das Kind / Tintagiles: Gelimer Reuter / Salvador Macedo
  • Drei Dienerinnen der Königin: Tim Severloh, Matthew Shaw, Martin Wölfel

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin

Auf Französisch mit deutschen und englischen Übertiteln

1.30 Stunde  ohne Pause

Telefonischer Kartenservice der Deutschen Oper Berlin: +49 (30) 343 84-343.

Website mit der Möglichkeit, Karten für die Deutsche Oper Berlin zu bestellen: www.deutscheoperberlin.de

Das Opernhaus Deutsche Oper Berlin ist in der Bismarckstraße 35, 10627 Berlin.
Am bequemsten erreichen Opernfans die Deutsche Oper Berlin mit der U-Bahnlinie U2, Station „Deutsche Oper“.


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