Skip to main content
Anzeige
Foto © Bettina Stoess

Die amerikanische Sopranistin Joyce DiDonato war Teil eines großartigen Belcanto-Abends in Berlin. Opernfan.de berichtet von der zweiten Aufführung von Bellinis I Capuleti e i Montecchi...  

Die amerikanische Sopranistin Joyce DiDonato war Teil eines großartigen Belcanto-Abends in Berlin. Opernfan.de berichtet von der zweiten Aufführung von Bellinis I Capuleti e i Montecchi...  

Die unglückliche Geschichte von Romeo und Julia, die sich in Verona zugetragen haben soll, ist vor allem durch die Tragödie von Shakespeare bekannt. Es gibt aber auch von Shakespeare unabhängige Dramatisierungen des Stoffes. Ein heute fast vergessener italienischer Tragödiendichter ist Luigi Scevola, auf dessen „fünfte Tragödie“ „Giulietta e Romeo“ das gleichnamige Libretto von Felice Romani zurückgeht, das dieser 1825 für Nicola Vaccai schrieb und 1830 für Vincenzo Bellini umarbeitete. Für die Uraufführung in Venedig wählten die Autoren zur Unterscheidung von der älteren Oper den Titel I Capuleti und e I Montecchi.

Die Handlung fokussiert sich auf die Innenwelten der Protagonisten, die in Bellinis Musik ihren Ausdruck finden – insbesondere in den endlos langen, über einem harmonisch changierenden Grundgerüst schwebenden Melodielinien, die dem Komponisten den Ruf des wohl romantischsten aller italienischen Musiker der Romantik eingebracht hat. In den letzten 40 Jahren hat die Oper, primär aufgrund ihrer musikalischen Qualitäten, eine Renaissance erlebt. Viele berühmte Mezzosopranistinnen haben die virtuose und zugleich eindrückliche und vielschichtige Partie des Romeo für sich entdeckt: Janet Baker, Marilyn Horne, Agnes Baltsa, Vesselina Kasarova, Elina Garanca.  

Joyce DiDonato (Romeo) und Venera Gimadieva (Giulietta)
Applaus, Applaus!
Joyce DiDonato als Romeo
Joyce DiDonato als Romeo

Die Deutsche Oper Berlin feierte die italienische Kunst des Belcanto an zwei Abenden mit sehr guten Solisten, einem glanzvoll spielenden Orchester und einem gut aufgestellten Herrenchor.

Joyce DiDonato, seit Jahren auf den großen Bühnen der Welt Zuhause, ist auf dem Höhepunkt ihres Erfolges. Wer sich Aufzeichnungen ihrer Regen Tätigkeit als Gesangsdozentin anschaut, erkennt ihre Begeisterung für Sprache und Ausdruck. Man hört also immer auch ein bisschen Frau Professor DiDonato. Sie besticht vor allem durch ihre Gestaltungskraft, ihren Ausdruck und den unbedingten Willen, Text und Musik ins perfekte Verhältnis zu setzen. Im Ansatz gelingen ihr nicht alle Vokale störungsfrei, aber was soll's! Die amerikanische Sopranistin erklimmt sämtliche Höhen der heiklen Partie mühelos und findet gleichsam in der Mittellage interessante Klangfarben.

Celso Albelo platziert hohe Töne effektvoll und wechselt gekonnt zwischen lyrischen und dramatischen Momenten. Nur ein manchmal etwas näselnder Klang ist als Schwachpunkt seiner sehr guten Leistung auszumachen.

Paolo Arrivabeni am Pult, Verdi-, Donizetti und eben Bellini-Spezialist, entlockt dem Orchester der Deutschen Oper Berlin einen plastischen, funkelnden Klang. Seine gut gelaunten Musiker bringen einerseits betörende, bravouröse Soli (Horn!, Cello!, Klarinette!) und andererseits brillante Klangfundamente für die große Kunst des Belcanto.
Ausgehend vom Bolschoi-Theater Moskau entwickelt Venera Gimadieva gerade eine große Karriere in den populären Rollen des Sopranfaches. An diesem Abend gestaltet sie eine vielschichtige Giulietta.

Die Deutsche Oper hat sich an diesem hörenswerten Abend erneut um das Werk von Vincenzo Bellini verdient gemacht. Belcanto-Opern funktionieren in Berlin ganz hervorragend in konzertanten Aufführungen. Mit entsprechenden Besetzungen stieße aber bestimmt auch die ein oder andere Neuinszenierung eines Bellini-oder Donizetti-Meisterwerkes auf großes Interesse. Nachdem nun voraussichtlich in dieser Spielzeit auch Edita Gruberova in Bellinis Norma in einem ausverkauften Haus singen wird, ist anzunehmen, dass auch szenische Aufführungen von Bellini-Werken ein großes Publikum finden würden. Für Opernfans wäre das eine große  Freude!

Vincenzo Bellini

I CAPULETI E I MONTECCHI

(konzertante Aufführung)

Tragedia lirica in zwei Akten
Libretto von Felice Romani nach dem Drama „Giulietta e Romeo” (1818) von Luigi Scevola
Uraufführung am 11. März 1830 in Venedig
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.

Musikalische Leitung: Paolo Arrivabeni, Chöre William Spaulding.

Romeo: Joyce DiDonato, Giulietta: Venera Gimadieva, Tebaldo: Celso Albelo, Pater Lorenzo, Marko Mimica, Lord Capulet: Alexei Botnarciuc.


Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin. Konzertante Premiere am 29. Februar 2016 um 19.30 Uhr, von opernfan.de besuchte Vorstellung am 3. März 2016

Zwei mal war die Oper in der Deutschen Oper Berlin auf dem Spielplan. Infos zu den Aufführungen der Deutschen Oper Berlin:  Telefonischer Kartenservice +49 (30) 343 84-343.

Website mit der Möglichkeit, Karten zu bestellen: www.deutscheoperberlin.de

Das Opernhaus Deutsche Oper Berlin ist in der Bismarckstraße 35, 10627 Berlin.
Am bequemsten erreichen Opernfans die Deutsche Oper Berlin mit der U-Bahnlinie U2, Station „Deutsche Oper“.

Joyce DiDonato ist im Internet sehr aktiv. Hier geht's zur unterhaltsamen Twitter-Seite der sympathischen Sängerin (https://twitter.com/JoyceDiDonato)


Seitenanfang
Anzeige