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Dinner for Don Giovanni

Geschrieben von AH am .
Bild: Marcus Lieberenz im Auftrag der Deutschen Oper Berlin

Opernfan.de hat reingeschaut: Don Giovanni in der Deutschen Oper Berlin

Opernfan.de hat reingeschaut: Don Giovanni in der Deutschen Oper Berlin

Don Giovanni ist in jeder Stadt ein anderer, meint Regisseur Roland Schwab. Tatsächlich gelingt die Gestaltung einer fulminanten Bühnenshow, die dem pulsierenden Berlin angemessen ist. Don Giovanni bewegt sich in einer schwarzen Bühne, die durch gleißend helle Neonröhren, blaue Lichter, weiße Scheinwerfer und Laufbänder virtuos erleuchtet wird. „Festival of Lights“ an der Bismarckstraße. Mozarts Herrenoper in der Deutschen Oper Berlin ist wirklich ein Spiegel des Jetzt. Pulsierend das Spiel auf der Bühne und im Graben, ein besonderer Höhepunkt der selbsternannten Opernhauptstadt.

Was Papageno in der Zauberflöte erledigt, macht Leporello im Don Giovanni: Er treibt das Geschehen voran und macht den Sidekick des noblen Herren. Wendig im Gesang und witzig im Spiel ist Simon Pauly ein Liebling der Inszenierung und des Publikums. Kurz vor dem Höllenritt serviert er seinem Herrn den Rotwein in Freddie-Frinton-Manier wie bei Dinner for One: Dinner for Giovanni. Die Szene erzeugt den befreitesten Lacher des Abends. Mark Stone in der Titelpartie meistert seine Aufgaben souverän und ist dem zügigen Tempo seiner Bravour-Arien und der schnellen Rezitative durchgängig gewachsen. Besonders wohlklingend kommen die Amerikanerinnen Alyson Cambridge (Donna Elvira) und Heidi Stober (Zerlina) daher. Glänzende Dramatik bietet die erste, schönste Lyrik die zweite. Tobias Kehrer, bassistischer Masetto-Jungspund, erfreut durch samtweiche Tiefen - seine Zukunft auf den großen Opernbühnen der Welt hat schon begonnen.

Das Orchester funkelt und glänzt in großer Mozartbesetzung. Evan Rogister hält das komplizierte Bühnengeschehen und die bewegenden Grabenereignisse über den ganzen Abend perfekt zusammen.

Die sehr sehenswerte Inszenierung, in dieser Spielzeit allerdings nur an drei Abenden zu erleben, steuert im letzten Drittel mit immer größeren Effekten auf ihr Finale zu. Der mobile Bewegungschor wackelt und zuckt, tanzt und hopst, balanciert und rennt. Die Spannung steigt und die eigene Phantasie über die letzte gute Regie-Idee für einen adäquaten Höllenritt schweift aus: „Sie werden einen Höllenritt zwischen den leuchtenden Drehdingern veranstalten…“. Die Realität sieht anders aus und man könnte meinen, der Bühnenmeister hätte dem Regisseur eine Schlusspointe verboten.

Zunächst tritt der steinerne Gast nicht auf, sondern ist nur über unpassend klingende Lautsprecher zu hören. Eine glatte Regie-Fehlentscheidung in einer so gelungenen Inszenierung. Dann sinkt der Titelheld Don Giovanni an der Rampe in sich zusammen und steht nach dem letzten Moll-Akkord des Höllenritts – fast Stück im Stück – wieder auf, um die kriminalistische Todesszene zu verlassen. Wir hatten da mindestens eine Flugshow des wilden Herren in die himmlische Hölle oder einen witzigen Versenkungstrick erwartet.

Schließlich bleibt auch musikalisch eine große Lücke. Das „Ohne-Ihn-wird-alles-besser“-Finale fehlt! Kaum ein anderes Ensemblestück rundet das vorherige Operngeschehen so gut ab wie das Quintett der fünf Gedemütigten. Man hat zu gehen, ohne dass die Oper Don Giovanni wirklich zum Schluss gekommen ist. Schließlich passt es dann auch nicht, das Finale noch am Abend auf CD nachzuhören, um die Lücke zu füllen.

Geschrieben von: Alexander Hildebrand, opernfan.de

Aufführungsserie: 30. November, 3., 8. Dezember 2011, besuchte Aufführung am Samstag, den 3. Dezember 2012.

Homepage der Deutschen Oper Berlin mit Online-Bestellmöglichkeit für Karten: Deutsche Oper Berlin

Alle Bilder der Bildergalerie: Marcus Lieberenz im Auftrag der Deutschen Oper Berlin. Die Fotos zeigen nicht die Hauptdarsteller der gesehenen und besprochenen Aufführung, sondern die Premierenbesetzung mit Ildebrando D'Arcangelo.


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